Viktorianisch

Victorian Mourning

Das viktorianische Zeitalter wurde benannt nach der langen Regentschaft der englischen Königin Viktoria von 1837 bis 1901. Bis ihre Urur-Enkelin Queen Elizabeth II. sie kürzlich überholt hat, war Viktoria die am längsten regierende Königin der englischen Geschichte. Bereits 1861 nach nur elf Jahren an ihrer Seite starb allerdings ihr geliebter Ehemann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. (Queen Victoria stammte übrigens ebenfalls aus einem deutschen Fürstenhaus, dem Haus Hannover.) Obwohl auch diese Heirat, wie zu jener Zeit üblich, aus politischen Gründen arrangiert worden war, hatte sich eine echte und innige Liebe zwischen den beiden Majestäten entsponnen. Und die Königin litt nach dem Tod von Prince Albert so sehr unter ihrem Verlust, dass sie fortan bis an ihr Lebensende nur noch Trauerkleidung und Witwentracht trug (immerhin vierzig Jahre lang). Diese Mode aus nicht minder prachtvollen Gewändern und Roben in düsterem Schwarz ging als "Victorian Mourning" ("mourning" = engl. für "Trauer") in die Geschichte ein. Lange ließ die Königin zudem Alberts Zimmer in Windsor Castle jeden Tag weiter so herrichten, als wäre er noch am leben. Bettwäsche und Handtücher wurden gewechselt und warmes Wasser wurde zum Waschen bereit gestellt. Heute erinnern u. a. die prächtige Prince Albert Hall und das eindrucksvolle Victoria und Albert Museum in London an dieses auch beim Volk sehr beliebte britische Regentenpaar.

Das Erbe der Viktorianischen Ära

Anhänger der Schwarzen Szene beziehen sich musikalisch oft auf die späten 1970er und frühen 80er Jahre, wenn sie von der Entstehungszeit ihrer Subkultur sprechen. Das ist nicht unbedingt falsch, denkt man an Post Punk, Gothic und Dark Wave, kratzt aber dennoch bloß an der Oberfläche. Gleichwohl spielten immer auch historische Bezüge eine große Rolle. Die gedankliche Nähe zu Tod und Vergänglichkeit, wieder gespiegelt in den Horrorgeschichten der Gothic Novels und der Romantik des späten 18. und frühen 19. Jhdts. vermengt sich mit der opulenten Mode von spätem Rokoko und Biedermeier zu einer inspirierenden Melange aus Mode und Kultur, Kunst und Philosophie. In der heutigen, schnelllebigen Gesellschaft, die immer stärker auf Konsum ausgerichtet ist, drückt sich die Sehnsucht nach Beständigkeit und Haltung eben auch in dem Wunsch aus, sich zu kleiden wie vor 200 Jahren. Namentlich die Kunst und Kultur der Viktorianischen Ära pflegte ein inniges Verhältnis zum Tod und verlieh dieser Verehrung mit einer Vielzahl von heute oft als morbide wahrgenommenen Werken Ausdruck, von Literatur über Bildwerke bis hin zu Kunsthandwerk und Bildhauerei. NIchts desto trotz war die Viktorianische Zeit aber auch und vor allem eine Periode des Aufbruchs und der Industriellen Revolution. Diese Ambivalenz ist es, welche diese Ära auch heute noch so interessant macht: Die „gute alte Zeit“ zwischen Fortschrittsdenken und Zukunftsangst.

Viktorianischer Stil

Die viktorianische Mode der oberen Klassen diente vor allem dazu, den Wohlstand ihrer Träger zur Schau zu stellen. Damen trugen Schnürmieder und Korsett, gepaart mit üppigen bodenlangen Röcken über einem Petticoat oder einer Krinoline. Die Kleider waren reich verziert mit Spitzen, Rüschen und Stickereien. Herren trugen enganliegende Westen unter einem Frack oder Gehrock und typischerweise Reit- oder Kniebundhosen. Kopfbedeckungen wie Hüte und Hauben waren obligatorisch, um als vollständig angezogen zu gelten. Die viktorianisch inspirierte Mode der Gegenwart greift all diese Elemente auf und stellt sie in einen neuen Kontext. Zeitgenössische Elemente werden hinzugefügt, es wird mit Farben und Materialien experimentiert. Man darf aber nicht vergessen, dass die Mode des 19. Jahrhunderts alles andere als bequem, pflegeleicht und einfach an- und auszuziehen war. Die Damen und Herren jener Zeit hatten in der Regel Zofen und Kammerdiener, die beim Ankleiden halfen (dem "Aufwarten") und natürlich die Reinigung und Pflege. Wer also über unzählige kleine Knöpfe, Haken & Ösen oder Luft abschnürende Korsetts und Mieder jammert, dem sollte klar sein, dass die heutzutage erhältlichen Modelle bereits deutlich bequemer sind als die Original-Kleidung jener Zeit vor 150 Jahren. Aber: Die Kleidung des viktorianischen Zeitalters hatte eben auch die Funktion, eine herrschaftliche Körperhaltung zu unterstützen. Und wer jemals in Korsett und voller Robe Festivals besucht hat, weiß, wie man sich darin direkt ganz anders fühlt. Gezwungenermaßen viel aufrechter steht, raumgreifende Kleider zwingen die Umstehenden dazu, Platz zu machen, und kann man sich der Aufmerksamkeit der anderen sicher sein.

Gothic Lolita

Zu den populären Ablegern viktorianischer Fashion ist u.a. die japanische Gothic-Lolita-Mode zu zählen. Während bei klassisch viktorianisch inspirierter Kleidung eher der historische Bezug zählt, und wallende, bodenlange Roben stilprägend sind, bezieht sich der Lolita-Style auf die Inspiration durch Kinder- und Trauerkleidung jener Zeit – und natürlich auch zweifellos auf die Verwendung verführerischer Attribute im Stile einer jungen Lolita, die Männern den Kopf verdreht (aber sie am ausgestreckte Finger verhungern lässt). Der Gothic Lolita Style vermischt sich allerdings mit anderen Stilrichtungen japanischer Prägung wie Anime/Manga-Style, Roleplay, Visual Kei).

Steam Punk

Steampunk schließt sich historisch an die viktorianische Zeit an und ist eine Variante des Retro-Futurismus, wie man ihn etwa in den Werken von Jules Verne (um 1900) findet. Hier vermengen sich modische Elemente aus dem späten Biedermeier und der Gründerzeit, die aber mit zahlreichen technischen Details (oftmals im Eigenbau) modifiziert werden. Steampunk-Mode erinnert oft an Arbeitskleidung wie Luft- und Schifffahrtsuniformen und ist gekennzeichnet durch aufwändige Accessoires wie Schweißerbrillen und Schmuck aus Zahnrädern und Maschinenteilen oder gar ganzen Gerätschaften auf dem Rücken. Farblich setzt sich Steampunk oftmals durch Brauntöne und Bronzefarben vom üblichen Schwarz ab.

Viktorianische Mode im Andersartig Online Shop

Die ungeheure Varianz des neo-viktorianischen Stils stellt den geneigten Liebhaber historisch inspirierter Garderobe vor die Qual der Wahl: Was darf es sein? Ein repräsentatives Promenadenkleid, um stilvoll durch den Park zu flanieren? Gewänder in der Art viktorianischer Trauerkleidung, so pompös wie makaber und perfekt für eine Einladung zum Nachmittagstee? Ein Husarenmantel oder ein Reifrock? Hier im Andersartig Online Shop bieten wir eine große Auswahl viktorianisch inspirierter Mode. Es geht dabei nicht um geschichtlich korrekte Kostüme, sondern um die zeitgemäße Interpretation historischer Ästhetik,  die sich zudem exzellent mit anderen Stücken und Stilen kombinieren lässt. Wir haben Oberteile für Herren und Damen, Blusen und Hemden mit Rüschen und Schnürungen, sowie elegante Westen für Ihn. Corsagen zaubern derweil bei Ihr die perfekte Sanduhrform der Silhouette. Passende Röcke und Hosen sorgen für viktorianisches Flair auch unterhalb der Taille. Welchen Bezug auch immer Sie zur Viktorianischen Zeit hegen mögen, bei Andersartig finden Sie Ihr passendes Outfit!